Funktionsintegration in faserverstärkte Kunststoffe
Am Fraunhofer IFAM können mittels Functional Printing-Technologien diverse Flugzeugbauteile und Komponenten funktionalisiert werden. So können gedruckte Leiterbahnen und Sensoren zur Temperatur, Dehnungs- oder Impactmessung sowie Heizstrukturen in faserverstärkte Kunststoffe für den Luftfahrtbereich eingebracht werden.
Bedarf an funktionsintegrierten Faserverbundwerkstoffen
Der Bedarf an faserverstärkten Kunststoffen ist in den vergangenen Jahren sehr stark gewachsen. Einen der größten Märkte stellt hierbei die Luftfahrt dar: mittlerweile bestehen Flugzeuge zu mehr als 50 % aus carbonfaser- und glasfaserverstärkten Kunststoffen (CFK, GFK), wodurch ca. 100 Tonnen dieser faserverstärkten Werkstoffe zum Einsatz kommen.
Ein großer Treiber hierfür ist der Leichtbau. Die Werkstoffe weisen ein sehr hohes Leichtbaupotential auf und sind daher deutlich leichter als Metalle. Dadurch können das Gewicht eines Flugzeugs deutlich verringert, der Treibstoffverbrauch reduziert und somit auch Kosten gespart werden.
Darüber hinaus hat sich mittlerweile eine stark individualisierte Produktion in der Flugzeugherstellung etabliert. Nicht nur in im Flugzeuginnenraum, sondern in sämtlichen Strukturen werden Produktdesigns individuelles umgesetzt. Diese individuellen Produktdesigns in die Prozessketten der Serienproduktion zu integrieren stellt jedoch eine große Herausforderung dar. Dieses Spannungsfeld zwischen Prozessketten der Großserie und gleichzeitigen geringen Losgrößen kann mit einer Funktionsintegration in Faserverbundwerkstoffen mittels digitaler Druck- und Lasertechnologien adressiert werden.
Integration von Smart Systems in der Luftfahrt
Durch die Integration gedruckter Elektronik und Sensorik in die faserverstärkten Kunststoffe können beispielsweise Faserdefekte und Delaminationen in hochbelasteten FVK-Strukturen detektiert und die Gefahr des schlagartigen Versagens so minimiert werden. Auch kann dem Kostendruck durch eine mögliche geringere Dimensionierung sowie geringeren Sicherheitsfaktoren besser begegnet werden. Durch kontaktlos auslesbare Sensorstrukturen können die Wartungs-Prozesse und durch Funktionen gegen Vereisung z.B. eines Flügels deutlich verkürzt werden. Auch die Integration aktorischer Funktionen ist möglich.
Im Fraunhofer-Leitprojekt »Go Beyond 4.0« konnte das Fraunhofer IFAM anhand eines Flügelelements eines Verkehrsflugzeuges die Integration von Temperatur-, kapazitiven und Impact-Sensoren sowie UHF-Antennen und LEDs in faserverstärkte Kunststoffe in einem Demonstrator aufzeigen. Bei der Integration der Smart Systems kamen dabei diverse Drucktechnologien, wie das Aerosol Jet Verfahren, Inkjet-Printing und Dispensverfahren zum Einsatz. Dabei wurden folgende Smart Systems in die Leichtbau-Verbundwerkstoffe einer Flügelvorderkante integriert:
Gedruckte Leiterbahnen integriert in faserverstärkte Polymere
- Eigenschaften der gedruckten Leiterbahnen: reproduzierbarerer Widerstand ±2%, keine Veränderung des Widerstandes während Verbiegung
- Keine Beeinträchtigung der mechanischen Eigenschaften der Bauteile mit integrierten gedruckten Leiterbahnen
Gedruckter Deformationssensor zur Stoßerkennung integriert in faserverstärkten Polymeren
- Der Deformationssensor/Antenne ist in ein glasfaserverstärktes Polymer integriert und kann drahtlos ausgelesen werden.
Entwicklung gedruckter Heizelemente integriert in faserverstärkten Polymeren
- Die Heizelemente können eine 2 mm dicke, -15 °C kalte Eisschicht in 6 Minuten schmelzen.
- Heizleistung von 2,3 W (9 V, 250 mA ~ 0,1 W/cm²)
Technologieentwicklung zur Integration von Standard LEDs in faserverstärktem Kunststoffmaterial
- Kein Hitzestau nach 8 Stunden Laufzeit bei 0,03 W (60 % maximale LED Leistung, 3 V, 10 mA)
- Keine Beschädigung der LEDs während der Bauteilverarbeitung
Technologieentwicklung zur Integration und Polarisation von Piezosensoren (PZT) in faserverstärkten Polymeren
- Detektion des Aufpralls von den PZT Sensoren über eine Entfernung von 30 cm (bei 0,5 Ns)
- Lokalisierung des Aufschlags durch Laufzeitunterschiede der Kompressionsdruckwellen