Selbstauflösende Schrittmachersonden sollen herkömmliche Sonden ersetzen
Im Projekt »Resorbable Molybdenum Temporary Cardiac Electrodes«, kurz ReMoTe CarE, entwickeln Forschende des Fraunhofer IFAM gemeinsam mit der medizinischen Fakultät der TU Dresden selbstauflösende Schrittmachersonden. Mit diesem neuartigen Ansatz können die Risiken nach herzchirurgischen Operationen deutlich reduziert werden.
Häufig treten nach herzchirurgischen Operationen Herzrhythmusstörungen auf. Diese werden klassisch mit externen Schrittmachern und vorübergehend auf der Herzoberfläche aufgenähten (epikardialen) Schrittmachersonden behandelt. Das birgt per se mehrere Gefahren: Durch das manuelle Herausziehen der herkömmlichen Sonden können Komplikationen auftreten, da die Leitungen mitunter mit dem Gewebe verwachsen. Werden die Sonden gekappt und bleiben im Körper, besteht das Risiko von Infektionen oder Verlagerungen der Reste im Körper, was weitere Operationen erforderlich machen kann.
Im Projekt ReMoTe CarE, das vom Else Kröner Fresenius Zentrum für Digitale Gesundheit in Dresden gefördert wird, verfolgen die Forschenden deshalb ein völlig neues Konzept: Bioresorbierbare Schrittmachersonden, die bewusst im Körper verbleiben und sich innerhalb einer bestimmten Zeit auflösen, sollen künftig die herkömmlichen Sonden ersetzen. Als Basis dient das Metall Molybdän, das mehrere Vorteile mit sich bringt. Molybdän degradiert gleichmäßig im Körper und es ist biokompatibel, wie das Fraunhofer IFAM und die TU Dresden im Vorgängerprojekt QUA DEMOS zeigten. Zudem hat Molybdän eine hohe mechanische Festigkeit und gute elektrische Leitfähigkeit. Zusätzlich wird es mit ebenfalls abbaubaren Biopolymeren beschichtet, um die elektrischen Leiter vom umgebenden Gewebe zu isolieren.
Am Fraunhofer IFAM werden diese Materialien hinsichtlich ihrer mechanischen, elektrischen und Degradationseigenschaften untersucht und optimiert. Hier entstehen die Demonstratoren – Litzen aus feinen Metalldrähten, die mit den Biopolymeren beschichtet werden. Diese werden dann in präklinischen Studien an der medizinischen Fakultät der TU Dresden erprobt.
Ziel ist es, die bislang mit epikardialen Schrittmachersonden verbundenen Komplikationen zu vermeiden. Damit erfahren nicht nur Patientinnen und Patienten eine große Erleichterung, sondern auch Gesundheitspersonal und Gesundheitssystem könnten erheblich entlastet werden.