Wir nutzen die Chance, Antworten auf aktuelle Herausforderungen zu entwickeln
Herr Professor Weißgärber, wie sehen Sie die aktuelle Marktlage und was sind die größten Chancen und Risiken für das Fraunhofer IFAM?
Aktuell agieren wir in einem sehr dynamischen Umfeld, das von vielen Veränderungen und Umbrüchen geprägt ist. Beispielsweise in der Energiewirtschaft: Zur notwendigen Eindämmung des Klimawandels und der Erreichung der sogenannten Energiewende steuern wir Lösungen zur Dekarbonisierung bei. Damit einher gehen auch drastische Veränderung der Mobilität. Elektromobilität aber auch hybridelektrisches Fliegen sind hier wichtige Entwicklungen. All diese Themen benötigen Innovation, aber vor allem auch Geschwindigkeit bei deren Umsetzung, das heißt den Transfer in den Markt. Das Fraunhofer IFAM in Dresden hat mit seinen Kernkompetenzen und Forschungsthemen die richtigen Schwerpunkte gesetzt.
Insgesamt schätze ich die Marktlage als positiv ein und es ergeben sich viele Chancen. Man darf dabei natürlich die Risiken, die bestehende politische Konflikte und unter anderem damit verbundene wirtschaftliche Unsicherheiten mit sich bringen, nicht aus dem Blick verlieren.
Es heißt ja „Fraunhofer liefert, was die Wirtschaft braucht: Innovationen“. Welche Highlights des Institutsteils Dresden in 2023 können und möchten Sie hervorheben?
Ich möchte hier Beispiele aus der Wasserstofftechnologie nennen. Zum einen konnten wir gemeinsam mit einem Industriepartner einen Demonstrator fertigstellen, der den am Fraunhofer IFAM entwickelten Wasserstoffspeicher (POWERPASTE®) mit einem Verbraucher (Brennstoffzelle) koppelt und das Funktionsprinzip demonstriert.
In der Elektrolyse haben wir uns sehr bewusst auf die alkalische Elektrolyse konzentriert. Der Fokus auf die Elektrodenentwicklung hinsichtlich Werkstoff- und Fertigungstechnologie führte zu vielen Erfolgen bezüglich der Leistungssteigerung aber auch des Upscalings der Herstellung.
Außerdem war die strategische Entscheidung, sich mit einer Attract-Gruppe dem Thema der weichmagnetischen Werkstoffe zu widmen, richtig. In verschiedenen Projekten konnten wir die Vorteile unserer eingesetzten pulvermetallurgischen und additiv-generativen Verfahren nachweisen und zeigen, dass es möglich sein wird, Umwandlungsverluste zu reduzieren – ein wesentlicher Beitrag zur CO2-Reduktion.
Das Thema Nachhaltigkeit ist in aller Munde – welchen Beitrag haben wir zum Thema Nachhaltigkeit geleistet, den Sie hier besonders erwähnen möchten?
Natürlich spielt das Thema in immer mehr Projekten eine Rolle, zum Beispiel durch die Entwicklung von Leichtbaustrukturen, die Vermeidung von kritischen Rohstoffen und deren Ersatz durch andere Stoffe. Auch Recyclingthemen sind zentral.
Aber auch durch Maßnahmen zu Energieeinsparungen am Institut selbst leisten wir einen direkten Beitrag.
2023 hat das erste Mal die EMATec (International Conference for Emerging Applications of PM & AM Materials and Technologies) stattgefunden: Wie ist die Konferenz gelaufen und an welche Zielgruppe richtet sie sich?
Die erste Konferenz haben wir als Parallelkonferenz gemeinsam mit der METFOAM durchgeführt. Mein persönlicher Eindruck gemeinsam mit dem Feedback der Teilnehmer lässt die Erstauflage als vollen Erfolg bewerten.
Das Ziel ist auch langfristig eine Austauschplattform zwischen Anwendern, Werkstoff- und Bauteilherstellern sowie der angewandten Forschung zu schaffen. Diese Plattform fehlt an mancher Stelle. Für mich ist das die Basis, Innovationen genau mit in diesem Kreis zu denken, zu planen und dann umzusetzen. Deshalb freuen wir uns besonders auf die Fortsetzung 2025.