Die Zukunft der Erdgasversorgung

Projekt »Quartier für Quartier«

Im Projekt »Quartier für Quartier« fokussieren Expertinnen und Experten vom Fraunhofer IFAM Fragen der aktuellen und zukünftigen Erdgasversorgung, die durch die Zielsetzung der Klimaneutralität bis 2045 transformiert werden muss. Mit der Betrachtung von Quartieren als kleinräumige Ebene wird dabei insbesondere die Versorgungsstruktur in den jeweiligen Straßenzügen vor Ort analysiert und unter Hinzunahme weiterer technischer sowie sozioökonomischer Faktoren für die Zukunft modelliert. Es gilt in diesem Zuge die verschiedenen Ebenen der Energieversorgung zu betrachten:

  • Die technische Auslegung der zukünftigen Versorgungsinfrastruktur
  • Die rechtlichen und regulatorischen Rahmenbedingungen der aktuellen Erdgasversorgung
  • Die Akzeptanz der Bewohner*innen für Eingriffe in die vorhandene Energieinfrastruktur sowie der eigenen Versorgungsanlagen
  • Szenarien für die Umstrukturierung der zukünftigen Erdgasversorgung

Die Sichtweise der Anwohner*innen und weiteren Stakeholder werden durch Quartiersbegehungen und Workshops ausgearbeitet, sodass lokalspezifische Informationen verarbeitet und in der technisch-ökonomischen Modellierung der zukünftigen Versorgungssituation beachtet werden können. Darüber hinaus unterstützen verschiedene Praxispartner das Projekt mit ihren Erkenntnissen und Ideen, um eine positive Wirkung der Energiewende auf beiden Seiten zu erreichen.

 

Rechts- und Regulierungsrahmen der Erdgasversorgung

Vor diesem Hintergrund werden in Zusammenarbeit mit dem IKEM Berlin der aktuelle Rechtsrahmen zur Gaslieferung an die Abnehmerstellen, aber auch bestehende oder noch notwendige rechtliche Regelungen zur stark zurückgehenden Gasversorgung untersucht. So werden zunächst regulatorische Vorgaben, Gesetze und Verordnungen analysiert, die auf die Entwicklung der Wärmeversorgungsoptionen einen Einfluss haben, den möglichen Umgang mit den Netzentgeltauswirkungen sinkender Anschlusszahlen im Gasnetz betreffen und mögliche Fehlanreize für die beteiligten Akteur*innen zur Folge haben können. Auf dieser Grundlage gilt es dann, fehlende Regelungen oder notwendige Anpassungen des Bestands zu formulieren.

 

Technisch-ökonomische Modellierung der zukünftigen Energieinfrastruktur

Das Abschätzen des zukünftigen Wärmemarktes ist eine große Herausforderung, bewegt sich jedoch nach aktuellem Stand der Technik im Rahmen begrenzter Bereitstellungsmöglichkeit auf Grundlage erneuerbarer Energien. Um in den jeweiligen Quartieren eine fundierte Aussage über die zukünftige Versorgungslage treffen zu können, geht die Modellierung des Wärmemarktes durch die Expertinnen und Experten des Fraunhofer IFAM mit der Netzmodellierung des GWI Essen einher, sodass möglichst realistische Transformationspfade aufgezeigt werden können. Zentrale Grundlage hierfür sind die aktuellen (Gebäude-)Eigenschaften der Abnehmerstellen, die Kosten der einzelnen Wärmebereitstellungstechniken, die technischen Grenzen der aktuellen und zukünftigen Gas-, Strom- und ggf. Wärmenetze sowie perspektivisch regulatorische Hemmnisse. Insbesondere der zeitliche Aspekt ist vor dem Hintergrund des möglichen (Teil-)Rückbaus des Gasnetzes zentral.

 

Erfolgreiche Umsetzung durch Akzeptanz

Schon heute erleben wir, wie weitreichend die Eingriffe in die Energieinfrastruktur auf dem Weg zur Klimaneutralität sein können – und wie vehement diesen z.T. widersprochen wird. Deshalb ist es entscheidend, eine möglichst große Akzeptanz der Maßnahmen bei den betroffenen bzw. involvierten Stakeholdern zu erreichen. Vor diesem Hintergrund ist ein zentrales Forschungsziel, die Bedürfnisse der einzelnen Zielgruppen abzustecken und damit Handlungsoptionen sowie -bereitschaften aufzudecken. Außerdem gilt es nicht nur die ökologische, sondern auch soziale Nachhaltigkeit der Wärmewende im Quartierkontext einzubeziehen. Mit der Erprobung verschiedener Partizipationsansätze und Beteiligungsformate sowie der Erarbeitung möglicher Konfliktfelder durch das artec Forschungszentrum Nachhaltigkeit Bremen gelingt es dann, aktuelle Defizite und mögliche Lösungsansätze zu erarbeiten.

 

Maßnahmen für eine erfolgreiche Transformation der Wärmewende

Die verschiedenen Untersuchungsbausteine des Forschungsprojektes »Quartier für Quartier« führen im Verlauf des Projektes zunächst zu verschiedenen Synergieeffekten. So gelingt durch den fortwährenden Austausch zwischen der techno-ökonomischen Modellierung und den regulatorischen, rechtlichen sowie sozialen Rahmenbedingungen eine umfassende Erprobung der Wärmemarkttransformation in den jeweiligen Quartieren. Auf dieser Grundlage werden immer wieder Rückkopplungsschleifen zu den einzelnen Untersuchungsschwerpunkten genutzt, um Modellierungsansätze zu schärfen und bestehende Erkenntnisse zu hinterfragen. Abschließend ist das Ziel, die Erfahrungen der Analysebereiche in eine »Roadmap Wärmetransformation« mit Handlungsempfehlungen an Kommunen, Stadtwerke und den Regulierungsrahmen zusammenzufassen.

Über das Projekt

Projektlaufzeit:

01.01.2024-31.12.2026

 

Projektpartner:

  • Fraunhofer IFAM - Institut für Fertigungstechnik und Angewandte Materialforschung
  • GWI – Gas- und Wärme-Institut Essen e.V.
  • artec Forschungszentraum Nachhaltigkeit Bremen
  • IKEM - Institut für Klimaschutz, Energie und Mobilität e.V.

 

Fördergeber:

Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) im Rahmen des 7. Energieforschungsprogramms